Es ist die bisher größte Werkschau in Österreich für den deutschen Künstler Albert Oehlen (*1954 in Krefeld). Auf drei Ebenen werden im mumok in Wien großformatige Gemälde, Collagen, Computerdrucke, kleine Zeichnungen und eine Installation gezeigt, die er im Jahr 2005 für eine Ausstellung in der Sezession produzierte.
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Für den Ausstellungskatalog hat sich das mumok etwas ganz Besonderes ausgedacht: Statt eines „normalen“ Katalogs gibt es diesmal ein limitiertes Künstlerbuch, hinter dessen Gestaltungskonzept niemand geringerer als der österreichische Künstler Heimo Zobernig steht. Vom Cover der Publikation lacht uns der Künstler Albert Oehlen persönlich entgegen – in „meisterlicher“ Manier von seinem Sohn Ernsti gezeichnet. Diese Zeichnung wurde eigens für das Ausstellungsplakat und das Künstlerbuch angefertigt. In der Ausstellung sucht man danach vergebens.
Die Ausstellung ist zwar chronologisch angelegt, weist aber immer wieder Brüche auf. Es gibt keinen Wegweiser und auch die Hängungen der Werke sind teilweise ungewöhnlich. Das spiegelt sich auch im Künstlerbuch wider, in dem die Bildunterschriften entweder sehr groß sind und teilweise über die Werkabbildung ragen, oder sich so klein gestalten, dass man eine Lupe zur Hand nehmen muss. Die Gestaltung von Zobernig, so der mumok Pressetext, verfolge die Idee einer „systematisierten Fehlerproduktion“. Sie erinnert daran, dass auch die Rezeption von Oehlens Malerei ein konfliktträchtiger Prozess ist, in den Angriffe, Zweifel und listige Einfälle einfließen. Ironischerweise befand sich in den ersten Drucken des Buches tatsächlich ein „echter“ Fehler. Zobernig löste das Problem, indem er diese Seite einfach durchstrich und signierte – ob diese Exemplare käuflich zu erwerben sind, ist unbekannt.
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Im Buch verstreut finden sich zudem – farblich gekennzeichnet – Gespräche zwischen Albert Oehlen und Daniel Richter (Blau), Rochelle Feinstein und Kerstin Strakemeier (Magenta) sowie zwischen Hal Foster und Achim Hochdörfer (Gelb). Auch bei den Texten hat sich Zobernig wieder ausgetobt und die Gespräche in unterschiedlichen Schriftgrößen, Schriftarten – wie die Helvetica (die Lieblingsschrift von Zobernig) und ohne Rücksicht auf ein gleichmäßiges Layout formatiert. Auf einigen Seiten ragt der Text in die Werkabbildungen, teilweise sind die Werke von Oehlen, wie das Gemälde Auch Einer (1985), einfach nur zur Hälfte abgedruckt, wobei sich der restlicher Teil dann drei Seiten weiter befindet. Durch dieses eigenwillige Gestaltungskonzept von Zobernig wird aber erreicht, dass man den Katalog genauer betrachtet und Spaß am „Lesen“ bekommt.
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Im Vorwort des Katalogs weist die Direktorin Karola Kraus darauf hin, dass sich der Katalog als „Künstlerbuch versteht, nicht als Interpretation oder Deutung von Oehlens Kunst. Es geht laut Zobernig darum zu sehen, was Oehlens Malerei auszuhalten vermag, und deren methodische Komplexität, Relevanz und Lebendigkeit hervorzuheben.“[1]
Meiner Meinung nach ist der Katalog mit dem fünf Millimeter dicken Kartondeckel sowie der sichtbaren Bindung sehr gelungen und in wenigen Wochen sogar mit Silberschnitt erhältlich.

Die Ausstellung Albert Oehlen. Malerei läuft noch bis 20. Oktober 2013 im mumok Wien.
[1] Vorwort von Karola Kraus, in: Albert Oehlen. Malerei, mumok 2013, S. 19.
Künstlerbuch | Katalog: Albert Oehlen. Malerei, 2013
- Ausstellung mumok Wien (8. Juni – 20. Oktober 2013)
- Hg. | Achim Hochdörfer (Kurator)
- Gestaltungskonzept | Heimo Zobernig
- Texte | Vorwort von Karola Kraus. Beiträge & Gespräche von Rochelle Feinstein, Hal Foster, Achim Hochdörfer, Albert Oehlen, Daniel Richter & Kerstin Stakemeier
- Hardcover | 24 x 31cm, 176 Seiten (168 Seiten + Ausklapper), 90 Farbabb.
- Sprache | Deutsche und englische Ausgabe
- Auflage | 1.650
- ISBN | 978-3-902947-00-0 (mumok), 978-3-86335-388-9 (Verlag der Buchhandlung Walther König), 29,80€